Wir wagen das Abenteuer. Winterurlaub mit Kleinkind. Und ohne Auto. Einmal von Berlin nach Österreich . Um es vorwegzunehmen: Unser Abenteuer “grüne Anreise” nach Obsteig auf dem Sonnenplateau in Tirol hat Höhepunkte und Tiefpunkte. Und Tiefhöhepunkte. Zum Beispiel als unser Kind bei der Transportfahrt vom Zielbahnhof zum Hotel aus voller Kehle brüllt, weil es Autofahren nicht mag. Die Situation ist laut und auch ein bisschen unangenehm. Und gleichzeitig erreicht uns die beruhigende Gewissheit: alles richtig entschieden.
Die Autoabneigung unseres anderthalbjährigen Mitreisenden ist nicht der einzige Grund, warum wir uns für eine Reise auf Schienen entscheiden. Motive gab es viele:
Weder mein Mann noch ich haben große Freude am Autofahren auf sehr langen Strecken. Durchpreschen, weite Strecken in kurzer Zeit auf der Autobahn runterrocken, darin sind wir nicht gut. Noch nie gewesen. Auch mit unserem alten VW-Bus fahren wir meist nicht mehr als zwei bis drei Stunden am Tag.
Unser Auto ist alt. Ob es bis nach Österreich kommt? Keine Ahnung. Es stellt schon in Berlin dann und wann den Motor ab.
Das Hotel Stern bietet 5% Rabatt auf den gesamten Aufenthalt, wenn man mit dem Zug anreist.
Die Verbindung mit der Bahn hatte eine netto Zugfahrtzeit von 6,5 Stunden.
Anreise mit Zwischenstop in München
Wir steigen in Berlin in den ICE und sind gute vier Stunden später in München. Dort übernachten wir zwei Mal im Ruby Lilly Hotel. Diese Unterkunft punktet mit einem grandiosen Frühstück (!) und einer tollen Lage. Das tröstet uns über die eher kleine Zimmergröße und den zuweilen etwas pragmatischen Charme hinweg. Am Samstag Morgen verlassen wir im Schneegestöber München, um den Zug nach Öztal zu nehmen. Um dorthin zu kommen, müssen wir einmal umsteigen. Uns ist ein bisschen flau, schließlich reisen wir mitten im Winter mit einem Kleinkind rum, das gerade erst anfängt zu laufen und nur bestimmte Sachen essen mag. Unser Gepäck ist viel, aber am Ende kriegen wir alles gut hin. Die Rückfahrt verläuft genau so, nur dass wir auf dem Weg von Obsteig nach Berlin nur eine Nacht in München in einem Hotel in unmittelbarer Bahnhofsnähe verbringen.
Warum überhaupt in die Berge?
Der Grund, warum wir überhaupt im Winter im Schnee Urlaub machen, bin ich. Wäre es nach meinem Mann gegangen, wären wir wahrscheinlich zuhause geblieben oder in die Karibik geflogen. Ich komme aus den Bergen und liebe die Stille, die Weite und das Licht, die von einer schneeverschneiten Landschaft ausgehen. Mein Mann mag hauptsächlich überhaupt keine Kälte. Überzeugt habe ich ihn, indem ich ihm die Empfehlung für das Familienlandhotel Stern bei Little Travel Society präsentiert habe. Da steht nämlich, dass das Hotel alles kann, was wir in diesem Winter brauchen. Kinderspielzimmer, Kinderausstattung, tolle Landschaft, keine Touristenmassen, Tiere, umweltbewusstes Wohnen, gutes Essen und Sauna. Nach einem sehr anstrengenden Jahr 2018 sind wir auf Erholung gepolt. Und mein Mann ist dabei.
Der Schneesturm
Als wir in Tirol ankommen, versinkt das österreichische Bundesland im Schnee. Schneesturm, keine Sicht, Lawinengefahr, abgeschnittene Dörfer. Wir richten uns ein und machen es uns gemütlich. Mal draußen im Schneetreiben. Mal drinnen im schönen Hotelzimmer. Wir sind mittlerweile daran gewöhnt, dass es bei unseren Reisen nach Süddeutschland und Österreich nicht ohne Unwetterwarnung geht. 2015 begleitete uns ein Sturmtief durch die Ferien im bayerischen Wald. 2016 standen wir mit unserem VW-Bus auf einem Campingplatz an der österreichischen Grenze, während Bayern im Hochwasser versank. 2019 arrangieren uns mit den Schneemassen. Und werden immer mal wieder mit Sonnenstrahlen belohnt.
Die Unterkunft hält, was sie im Internet verspricht. Gutes Essen, ein schönes Spielzimmer und eine Rodelbahn in der Nähe. Buggy, Kraxe und Schlitten kann alles kostenlos und unkompliziert ausgeliehen werden. Mama freut sich über Langlauf im Schneesturm und Sauna, Papa über den Shuttle ins Alpinskigebiet, das Kind über die hoteleigenen Ponys und Ziegen. Frustriert sind wir trotzdem dann und wann. Weil es ohne eigenes Auto dann doch manchmal kompliziert ist. Winterschuhe fürs Kind im Nachbarort kaufen, Schlittenfahren am Ortshügel und Mittagsschlaf im Buggy? Ohne Auto an einem Tag fast nicht möglich. Aber - und das muss man dem Stern lassen - an den echten Sollbruchstellen bekommen wir hilfsbereite Unterstützung. So fährt der Hotelbesitzer mich spontan zu Skischule, weil auf den verschneiten Gehwegen kein Durchkommen mit dem Buggy ist. Einen Tag mieten wir das E-Auto vom Chef für uns. Und spätestens als die anderen Hotelgäste fluchtartig abreisen, weil in Österreich alle Fernpässe wegen Lawinengefahr gesperrt werden sollen, lehnen wir uns entspannt zurück. 10 Minuten Verspätung ist alles, was wir auf dem Heimweg im Zug an Extrazeit aufbringen müssen.
8 Dinge, die man in Tirol im Winter unbedingt gemacht haben sollte
Schlitten fahren
Alpinski oder Langlaufen
In der verschneiten Landschaft spazieren gehen
Die Berge bestaunen
Schneebälle werfen
Gröstl essen
Apfelstrudel essen
In die Sauna gehen (am besten mit Aussicht)
Tipps für Accomodation und Food
Familienlandhotel Stern, Obsteig am Sonnenplateau
Umweltbewusstes Hotel mit Familienausrichtung. Herzliche Atmosphäre, gute Lage, viel Service, tolles Preis-Leistungsverhältnis. Einige Zimmer sind neu, andere etwas älter, manche liegen zur Strasse. Am besten vor dem Buchen informieren.
Ruby Lilly, München
Flottes Hotel mit Design, tollem Frühstück, gemütlicher Lounge und moderaten Preisen. Da die Zimmer klein sein sind, sollte man beim Familienurlaub vielleicht nicht die ganz kleine Kategorie wählen. Zumindest vielleicht nicht im Winter, wenn man dann doch etwas mehr Zeit drinnen verbringt.
Hofbräukeller, München
Der Hofbräukeller am Wiener Platz in München liegt sehr schön, allerdings etwas abseits des Zentrums. Für Familien besonders interessant: Kinder sind nicht nur willkommen, sondern im Kinderland bestens versorgt. In einem abgetrennten Bereich wartet jede Menge Spielzeug inklusive Betreuung, wer mag. Wickeltisch, Kinderkarte und Hochstuhl gehören zum Angebot dazu. Der Apfelstrudel hat gut geschmeckt und wir waren dankbar für die Pause. Das Kinderland hat gesonderte Öffnungszeiten, am besten im Netz oder telefonisch vorab recherchieren.