"Komm, wir fahren noch ein bisschen im Stehen," sagt meine Freundin Anne. "Weit kann es zu diesem See ja nicht mehr sein." "Gut," sage ich. Schließlich ist der Wald ja auch aus dieser Perspektive schön. Es ist heiß, unsere Muskeln müde. Wir halten schon seit einiger Zeit nach dem Badesee am Wegesrand Ausschau. Auf der Karte ist er deutlich zu sehen. Dass wir schon längst an ihm vorbei geradelt sind, wissen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Aber dazu später mehr.
Anne und ich befinden uns mit unseren Rädern auf dem Berlin-Kopenhagen-Radweg. Bereits am Abend zuvor sind wir direkt nach der Arbeit in Berlin-Mitte losgeradelt. Es war herrlich zu sehen, wie sich die Großstadt nach und nach in dichten Wald verwandelt. Die Temperaturen in den frühen Abendstunden wurden erträglicher, wir schöpften mit jedem Fußtritt Hoffnung. Auf ein Wochenende jenseits der üblichen Routine, auf einen Hauch von Abenteuer, schöne Landschaft und nette Gespräche. Und genau so sollte es auch werden.
Unsere erste Nacht verbringen wir in der Villa Weigert in Birkenwerder. Das große Himmelbett und die antiquarisch ausgestattete Wohnung bilden einen unfreiwilligen Kontrast zu unseren minimalistisch gepackten Fahrradtaschen. Joachim Weigert ist ein herzlicher Gastgeber und das luxusiös ausgestattete Badezimmer beeindruckt uns. Nach einem Arbeitstag im Sommer und 3 Stunden auf dem Fahrrad sind ein bisschen Wellness und ein barockes Sofa im Bad schließlich nie verkehrt.
Ausgeruht fahren wir am nächsten Tag weiter. Ziel unserer Tour: Fürstenberg an der Havel. Davor liegen: Viel Hitze, Schloss Oranienburg, ein sehnsüchtig erwarteter und dann doch verpasster Badesee, Picknick im Wald, ein leckeres Restaurant am Flussufer, ein kühles Bad in einem anderen, noch viel schöneren See (s. Foto), eine zweite Nacht im Gasthaus zur Fähre Burgwall, Angler am Wegesrand und Radler (die Menschen und zwischendurch auch mal das zum Trinken).
Es ist erholsam, nur langsam vorwärts zu kommen. Die eigene Kraft abschätzen zu müssen, sich vom vielen Grün blenden zu lassen. Die erdige Luft im Wald zu atmen und nicht zu wissen, was hinter der nächsten Kurve kommt. Feld oder Fluss, See oder noch mehr Wald? Das Radwegesystem in (Nord-)Brandenburg ist hervorragend ausgebaut. Die vielen schönen Touren in der zweiten Reihe lassen sich vom PKW aus kaum erahnen. Wer nicht gleich ins Ausland möchte - auch der Havelradweg teilt sich größere Abschnitte mit dem Berlin-Kopenhagen-Radweg.
Wir möchten bis nach Dänemark. Unser Ziel ist es, jedes Jahr dort wieder anzusetzen, wo wir im vergangenen Jahr aufgehört haben. Bis wir schließlich in Kopenhagen ankommen. Ich freue mich schon auf die nächste Tour.
Infos und Tipps zum Planen gibt es bei