Wer außerhalb der Saison nach Rügen fährt, bekommt eine ordentliche Portion Entschleunigung, serviert mit nostalgischem Charme, Fährmannsflair und lecker Fischbrötchen. Drei Stunden von der Bundeshauptstadt entfernt, lässt es sich auf Deutschlands großer Ostseeinsel ganz hervorragend ausspannen. Ein bisschen Frühstück hier, eine schöne Wanderung da. Alte Buchenwälder, eine kräftige Brise und Tee. Und viel Scrabble.
Auch wenn Rügen noch im Kommen ist, sollte man sich in Bezug auf das Tourismusaufgebot keine Illusionen machen. Selbst bei kühlen Temperaturen und einem kräftigen Ostseewind sind die Hotspots wie Königsstuhl und Kap Arkona von Familien und ambitionierten Spaziergängern stark frequentiert. So haben wir am letzten Tag unserer Reise die bereits bezahlten vier Euro für den Massenparkplatz inklusive Shuttlebus am Kap Arkona getrost verfallen lassen. Eine Käsestulle und 30 Minuten Fahrt weiter haben wir in Dranske eine passende Alternative gefunden. An einem Ostermontag kann sich die Ortsmitte von Dranske schon mal so anfühlen, als sei man am Ende der Welt angekommen. Zumindest so lange bis man den Strand erreicht. Dort tummeln sich Kitesurfer, fleißige Bernsteinsucher und Hobbyornithologen. Von einem Shuttlebus jedoch weit und breit keine Spur. Im Café Sahne direkt neben dem Gemeindezentrum kann man sich nach getaner Wanderung zwischen Kronleuchtern und barocker Tapete den Bauch mit leckeren Kuchen und preiswerter Pizza wieder auffüllen.
Für alle, die es gerne noch beschaulicher haben möchten, empfiehlt sich eine Überfahrt nach Hiddensee (etwa 1 Stunde mit der Fähre ab Schaprode). Die autofreie Insel lockt mit außergewöhnlich schöner Natur, einer großen Vogelvielfalt, Weite, einem geschichtsträchtigem Leuchtturm und langen Stränden mit allerfeinstem, weißen Sand. Für das echte Hiddenseegefühl, so haben wir uns sagen lassen, muss man über Nacht bleiben. Erst wenn die Tagesausflügler mit dem letzen Schiff um 18:00 die Heimreise antreten, kehrt Ruhe ein. Wir fanden die Insel aber auch so ganz zauberhaft und würden jederzeit wieder kommen. Ob für ein oder zwei Tage.
7 Dinge, die man auf Rügen getan haben sollte
- einen Strandspaziergang machen
- ein Fischbrötchen essen
- ein Eis im Hafen von Scharprode essen
- ausschlafen
- Vögel beobachten
- noch mehr Fisch essen
- einen Tagesausflug nach Hiddensee unternehmen
Auf meiner persönlichen Liste für die nächste Rügenreise:
eine Robbenbeobachtungstour.
Tipps für Accommodation, Food & Lektüre
Landhaus Windrose
Das Landhaus Windrose bietet schöne, saubere, sehr gut ausgestattete Ferienwohnungen, zum Teil mit Kaminofen. Florian ist ein sehr sympathischer und toller Gastgeber dazu. Seine Tipps führen zielsicher an schöne Orte, in der Wohnung selbst fehlt es an nichts. Die Lage ist prima.
Gasthaus Schilling, Schaprode
Urige Gaststube, flotter Service und ganz köstliches Inselessen mit regionalen Zutaten. Die Rinder für den Burger weiden auf der kleinen Insel gegenüber, der Fisch kommt aus dem Bodden. Kreative Gerichte toll umgesetzt.
Eishafen
Eismanufaktur im Hafen von Schaprode. Immer eine Kugel wert. Zu empfehlen: sizilianische Pistazie oder indische Mango.
Rothers Wanderführer Rügen & Hiddensee
Sagen wir so: Dieses kleine Büchlein hat uns sowohl die Tagesplanung als auch die grobe Orientierung erleichtert. Dass wir am Ende der Touren immer richtig rausgekommen sind, lag weniger am Buch als am übersichtlichen Wegsystem auf Rügen & Hiddensee, GPS und Zuversicht. Die Karten sind recht ungenau, die Beschreibungen basieren häufig auf Zeitangaben ("nach 10 Minuten (???) verlassen wir den Strand"). Da die Reiseliteratur für Rügen jedoch dünn gesät ist und dieses Buch schöne und interessante Tourenvorschläge bietet, sollte es bei einer Reise nicht fehlen.