Der junge Mann sinkt andächtig auf die Knie. So verharrt er eine ganze Weile bis er aufsteht, um sich in die Schlange für das heilige Mahl einzureihen. Eigentlich sind wir zufällig in dieser Kirche gelandet. Schutzsuchend vor dem Lärm und der Hitze der Stadt, haben wir die schweren Holztüren aufgeschoben. Als wir merken, dass im kühlen Innenraum der Abschlussgottesdienst eines Nonnenkonvents stattfindet, lassen wir uns erschöpft auf eine hintere Holzbank fallen und beobachten die spirituelle Stille. Nach einer Weile bemerken wir: Obwohl kein Geräusch zu hören ist, ist es hier eigentlich gar nicht still. Vielmehr scheint der riesige Raum zu glucksen. Die neonfarbenen Rucksäcke mit dem Veranstaltunglogo übersäen die goldbehange Halle mit Farbtupfern aus dem 21. Jahrhundert. Die Teilnehmer(innen) aus allen Teilen der Welt blicken erwartungsvoll. Kaum ist der Gottesdienst vorüber, wird die Andacht von aufgeregten Gesprächen abgelöst. Wir lernen: Smartphones und Selfies stehen auch bei katholischen Geistlichen hoch im Kurs.
Rom ist eine Herausforderung. Temperaturen um die 35 Grad (im September), Verkehr so weit das Auge reicht. Horden von Touristen, überteuerte Preise und Blasen an den Füßen. Der Lärm war mit Abstand der größte Minuspunkt. Denn anders als z. B. in Istanbul sind die Möglichkeiten, sich an einem schattigen Ort zurückzuziehen, eher begrenzt.
„Es ist die schönste Stadt, die ich je gesehen habe“, sagte mein Mann neulich. „Aber nicht die schönste, die ich je erlebt habe“, schiebt er hinterher. Wohl wahr. Ich bin froh, dass wir diese Reise gemacht haben. Denn die ewige Stadt gehört zu den Orten, die man im Leben ruhig gesehen haben darf. Unendlich Romantisch, kulinarisch, geschichtsträchtig. Ein Ort der Superlative, der Filmkulissen, der sympathischen Geselligkeit. Aber vielleicht kein Ort für die persönliche Ewigkeit. Ich freue mich, wenn ich im Fernsehen Bilder vom Petersdom sehe. "Ich bin da gewesen", denke ich dann stolz, „ich habe Rom gemeistert.“
Rom hat mir etwas beigebracht. Etwas, das ich gerne gut können würde und immer wieder lernen muss. Mich ruhigen Gewissens zu beschränken. Durch die unendlichen Vielzahl der Angebote ist klar: Selbst bei einer Zweitwohnung in Rom hätte man niemals alles gesehen. So sind wir wieder gefahren, satt und glücklich im Kopf mit dem guten Gefühl, viel Schönes erlebt zu haben.
13 Dinge, die man in Rom getan haben sollte
- Im Stehen Espresso an der Theke trinken
- Mit einem Aperitif in der Hand mit anderen Römern den Abend einleiten
- In Park der Villa Borghese ein Rikschafahrrad ausleihen
- Das Pantheon besuchen
- Das Kolosseum ansehen
- In San Lorenzo essen gehen
- Durch das Viertel rund um den Trevibrunnen spazieren
- In einer kleineren Kirche die Stille genießen
- Im Café des Kapitolmuseums die Aussicht genießen (s. unten)
- Pistazieneis essen
- Pizza al taglio essen
- Schuhe kaufen
- Jede Menge Tiramisu essen (besser kann es nicht mehr werden)
Tipps für Food, Sightseeing und Lektüre
Food
Enoteca Cul de Sac
Traditionelle Weinbar in der Nähe der Piazza Navona. Authentische römische Küche, lokales Publikum, schöne Außenterrasse. Unbedingt einen Besuch wert. Piazza di Pasquino 73, Tel: 0039 06 688 010 94
I Fratelli
Leckere Pizza und Pasta in angesagtem Ausgehviertel. Gutes Preisleistungsverhältnis, lokales Publikum, freundliche Bedienung. Wir waren mehr als einmal dort. Unbedingt reservieren (und Tiramisu essen). Via degli Umbri, 14 Tel:+39 06 446 9856
Caffé Capitolino
Ein echter Geheimtipp. Mit Aussicht über die Dächer Roms kann man im Museumscafé auf dem Kapitol ganz herrlich einen Cappucino schlürfen oder sich mit einem Sandwich stärken. Und das Beste: Man kann das Café auch besuchen, ohne Eintritt für das Museum gelöst zu haben. Ideal für eine Pause oder den Sonnenuntergang. Der Eingang liegt ein bisschen versteckt, eine Wegbeschreibung gibt es hier. Piazza del Campidoglio, 1, Tel:+39 06 0608
Sant Eustachio
Traditionsreiche Cafféinstitution mit Thekenausschank. Touristisch gelegen und deshalb auch von vielen ausländischen Besuchern frequentiert. Der legendären Atmosphäre tut dies keinen Abbruch. Piazza Sant'Eustacchio, 82. Tel: 0039 06 68802048.
Gusto
Ideal für einen abendlichen Aperitiv oder ein Mittagessen. Sehr beliebt bei den Römern. Sehen und gesehen werden ist hier das Prinzip. Schöne Einrichtung, freundliche Bedienung. Vom Essen sollte man allerdings keine kulinarische Höhenflüge erwarten. Piazza A. Imperatore, 9. Tel. 0039 06 322 62 73.
Gigetto
Im jüdischen Viertel gelegen ist dieses Restaurant die ideale Anlaufstelle für einen romantischen Abend zu zweit, Plausch mit den italienischen Tischnachbarn inklusive. Berühmt für seine Artischocken und frittierten Zucchiniblüten. Alles ganz hervorragend und lecker. Römische Preise. Via d. Portico d'Ottavia, 21/A-22. Tel: 0039 06 68 1105.
Pallazo del Freddo
Der Name ist Programm: Dieser Eispalast in Esquilin erfüllt jeden Herzenswunsch zum Thema italienisches Gelato. Die Atmosphäre ist wenig urig und mehr Bahnhofshalle. Dass es trotzdem immer gut besucht ist unterstreicht einmal mehr die Qualität der kalten Köstlichkeiten. Via Principe Eugenio, 65. Tel: 0039 06 4464740
Ciampini Caffè
Fast alles in Rom ist traditionsreich, aber in diesem Café kann man den Flair der Stadt geradezu atmen. Eine dunkle Holztheke, ein etwas eigenwilliges Bestellsystem, fast nur Römer trotz touristischer Lage und das beste Pistazieneis der Stadt. Nicht verpassen. Piazza S. Lorenzo in Lucina, 29. 0039 06 687 6606.
Sightseeing-Highlights
Piazza Navona
Vielleicht Roms schönster Platz mit gleich mehreren beachtenswerten Brunnen. Ideal zum Verweilen, Eis essen, Leute beobachten, Atmopshäre genießen.
San Lorenzo
Roms bodenständige Seite. Viele junge Menschen, hauptsächlich Römer. Anständiges Essen zu anständigen Preisen, wenig spektakuläre Aussichten (außer Grafitti). Genau unser Geschmack.
Petersdom
Auf das Vatikanmuseum haben wir verzichtet, in die Schlange für den Petersdom haben wir uns eingereiht. Zurecht. Einmal Mitpilgern bitte.
Villa Borghese
Viel Kunst, ein schöner Park drum herum und das Beste: die Besucherzahl ist beschränkt. Voller kann es also nicht werden. Wer eine Chance auf die wunderbare Ausstellung haben will, sollte deshalb sein Ticket also im Internet vorbestellen und vorher abholen.
Kolosseum
Der Klassiker. Wasser und Geduld mitnehmen. Ein Audioguide lohnt sich nicht nur für Geschichtsbegeisterte.
Trastevere
Das Montmatre von Rom. Jede Menge Wäscheleinenromantik, verwinkelte Gassen und legendäre Restaurants. Touristisch und dann doch wieder nicht. Ein Spaziergang abends oder am Tag ist eine schöne Möglichkeit, das Viertel zu erkunden.
Trevibrunnen
Zu unserer Zeit leider wegen Renovierungsarbeiten ohne Wasser. Aber auch als Baustelle erstaunlich beeindruckend. Wer die Chance hat, sollte dieses Bauwerk unbedingt besichtigen, die umliegenden Gässchen und Berninis Elefanten gleich mit. Hunger sollte in dieser Gegend allerdings nur haben, wer bereit ist viel Geld auch für kleines Essen auszugeben. Am besten mit einem Besuch bei den spanischen Treppen verbinden.
Lektüre
Dieser kleine Führer aus der Reihe "Ein perfektes Wochenende" der Süddeutschen Zeitung ist voll gepackt mit guten Tipps und schönen Anekdoten, aber eher schmal und nur für die Restaurantsuche behilflich. Für den umfassenden Überblick hat uns dieser Lonely Planet gute Dienste geleistet.